Wir führten ein Interview mit dem TNA Star PCO. Der ehemalige WWE-Superstar „Quebecer“ Pierre sprach mit uns über seine tollen Erfolge in der WWE, seine Zeit bei der CWA in Deutschland, seinem kurzen Run bei der WCW, seine Erfolge bei Ring of Honor, und wie es dazu kam, dass er doch bei TNA verlängerte.
Nachfolgend das Interview:
Power Wrestling: Hallo PCO, erst einmal bedanke ich mich bei dir, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Kommen wir zur ersten Frage. Wie kam es damals dazu, dass du Wrestler werden wolltest?
PCO: Eishockey ist groß in Kanada und ich bekam mit drei Jahren ein Paar Schlittschuhe. Als ich 12 Jahre alt war, trainierten wir um 6 Uhr morgens Eishockey, während ich auf meinen Lift wartete, sah ich fern und war sofort Feuer und Flamme für die Wiederholung der Wrestling-Fernsehshow am frühen Wochenende. Meine Helden waren damals King Tonga, Rick Martel, Dino Bravo und die Road Warriors.
PW: Das sind Namen, die ich damals im Deutschen TV auch noch verfolgen durfte. Machen wir mal weiter. Die älteren Wrestling Fans kennen dich noch aus den 90er Jahren aus der WWE, aber auch WCW, wo du mit Jacques Rougeau (aka The Mountie) das ziemlich erfolgreiche Tag Team The Quebecers gebildet hattest. Ihr konntet gleich drei Mal die WWF World Tag Team Titel gewinnen. Eure Double Tag Team Moves haben nicht nur mir damals sehr gefallen. War das deine beste Zeit in deiner Karriere? Erzähle uns ein wenig über diese Zeit.
PCO: The Quebecers war eine großartige Zeit in meiner Karriere, aber nicht die beste Zeit meiner Karriere. WWE World Tag Team Champions zu werden war immer der Plan, aber ich wollte auf einen World Title Run hinarbeiten, der im Olympiastadion in Montreal gegen Bob Backlund stattfinden sollte, aber der „Macho Man“ Randy Savage ging damals zur WCW und Vince McMahon war daraufhin wütend und die Stadium Show wurde abgesagt. Aber die Quebecers waren innovativ, wir haben viele Combo-Moves erfunden und waren damals unserer Zeit voraus.
PW: Wann war Vince McMahon mal nicht wütend (lacht). Ihr hattet damals starke Fehden unter anderem gegen The Steiner Brothers, The Headshrinkers, The Smoking Gunns und noch weitere Teams. Die Tag Team Szene war damals in der WWE sehr stark. Gegen welche Teams bist du am liebsten angetreten?
PCO: Meine Lieblingsmatches waren gegen die Steiner Brothers und die Headshrinkers. Samu und Fatu waren Teil von Montreal International Wrestling als ich noch ein Jugendlicher war und sie waren damals 21 und 19 Jahre alt, sie mochten Montreal schon immer und die Chemie mit ihnen war so gut, dass sie sich in unseren Matches zeigte. Ich möchte auch erwähnen, dass wir gute Matches mit den Tag Teams The Smoking Gunns, Men on a Mission und The Road Warriors hatten, es war cool für mich, gegen das Tag Team zu wrestlen, das ich als Jugendlicher bewundert hatte.

PW: Nach deiner Zeit als Tag Team Wrestler bist du von der WWE als Singles Wrestler mit dem Namen Jean-Pierre Lafitte angetreten. Zu Beginn hattest du mit deinem Piraten-Gimmick einen Push erhalten. Für mich hatte das Gimmick sehr viel Potenzial. Wie siehst du die Sache?
PCO: Jean Pierre Lafitte wurde acht Monate lang gepusht und war unbesiegt, es war phänomenal, Vince McMahon und ich standen uns sehr nahe, wir hatten eine tolle Beziehung, bis böses Blut mit der Cliq geschah und ich anfing, schlechte Züge und falsche Entscheidungen zu treffen und schließlich zur WCW ging.
PW: Ja, nach deinem Abgang von der WWE wurdest du schnell bei der WCW erneut im Tag Team mit Jacques Rougeau als The Amazing French Canadians eingesetzt. Dort konntet ihr aber nicht an eure WWE Erfolge anknüpfen. Beschreibe gerne mal deine Zeit bei der WCW.
PCO: Meine Zeit in der WCW war für mich schwieriger als für Jacques, weil ich dort niemanden kannte, während ich in der WWE jeden kannte, aber die Jungs waren wirklich cool. Colonel Parker war toll und ein guter Freund von Jacques. Mit Kevin Sullivan als Booker und Eric Bischoff als neuen Boss lernte ich neue Leute kennen. Ich hatte keine Lust mehr auf ein Tag Team, weil ich 1995 bei der WWE Jean Pierre Lafitte und so erfolgreich war. Ich verließ die WWE, aber es war eine schlechte Entscheidung für mich und ich wollte nicht wirklich zum Tag Team Wrestling zurückkehren, also war es ein Run in der Mitte, nichts wirklich Besonderes. Bei meinem zweiten Auftritt als Team Canada gewann ich den WCW Hardcore-Titel von Lance Storm.
PW: In Deutschland bist du auch sehr oft angetreten, sei es auf WWE Touren, wo ich dich auch zwei Mal live gesehen hatte, oder aber auch für die CWA am Schützenplatz in Hannover, oder später bei der wXw. Wie hat dir Deutschland gefallen, besonders die Events der CWA damals, und wie kam es zu den Bookings bei der CWA? Kannst du dich noch daran erinnern? Das sind ja auch schon knapp 30 Jahre her.
PCO: Die CWA war großartig, als ich 1992 das erste Mal dort war, kurz bevor ich 1993 nach Puerto Rico ging, und später, im Juni 1993, schloss ich mich der WWE als die Quebecers an. Im Jahr 1992 boomte die CWA und hatte jeden Abend große Zuschauerzahlen. Ich wurde von Peter Williams gedraftet, während ich in Hamburg für Rene Lasartesse arbeitete. Eines Abends kam Peter, um mich in Hamburg wrestlen zu sehen und in der folgenden Woche, nachdem ich in Hamburg fertig war, ging ich nach Hannover zur CWA. Ich war sehr erfolgreich, nachdem ich nach Bremen ging und Otto Wanz und Peter Williams mir einen 6-Monats-Vertrag für den Sommer 1993 bis zum 31. Dezember 1993 anboten. Ich kam von England nach Hamburg, Brian Dixon schrieb einen Brief an Rene‘ und ich wurde gebucht. Ich kam 1997 nach meinem ersten WCW Run zurück. Ich trat in Hannover und Bremen auf und wurde CWA European Tag Team Champion mit Rhino. Ich habe dort großartige Leute kennengelernt und tonnenweise Freunde gefunden und ich hatte das Gefühl, dass Deutschland wie eine zweite Heimat für mich war. Ich bin immer noch in Kontakt mit einigen guten Freunden aus meiner Zeit in Deutschland. In den Jahren 1993/94/95 war ich mehrmals mit der WWE dort und habe noch mehr Freunde gefunden. 2008 war ich Teil des wXw 16 Carat Gold Tournaments und habe dort gegen Walter/Gunther gekämpft. 2019 war ich wieder da und hatte ein Match Of The Year bei wXw Broken Rules gegen Ilja Dragunov – die Fans sind durchgedreht! Für mich ist Deutschland voller toller Erinnerungen, z.B mit meinem guten WWE-Kumpel Psycho Sid. Wir hatten so viel Spaß zusammen in Deutschland
PW: Puuh, da hast du aber jetzt weit ausgeholt. Kommen wir zu deiner weiteren Zeit in der WWE. Im Jahr 1998 hattest du einen zweiten WWE Run. Dieser endete bereits ein Jahr später. Warum war er nur so kurz?
PCO: Mein WWE-Run war von 1998 bis 1999, aber Ende 1998 wurde Jacques entlassen, sie behielten aber mich, sie wollten mich neu verpacken, also schickten sie mich zu Memphis Power Pro, das zu dieser Zeit eine WWE Entwicklungsliga damals, also wie NXT, FCW, OVW war. Ich war dort unten in der gleichen Zeit wie 3 Minute Warning (Umaga und Rosey), und hatte dort eine große Fehde mit Umaga. Kurt Angle, Fatu, Vic Grimes, Stan Stasiak, Mick Tierny, Glenn Kulka, Steve Bradley und andere. Ich sollte 1999 bei Raw als eine Art Dino Bravo/Davey Boy Smith Gimmick mit dem Quebec Cape und dem White and Blue Trunk and Boots debütieren, aber stattdessen trat ich gegen Dr. Death Steve Williams in dem sehr umstrittenen WWE Brawl For All an. Dann schickte mich die WWE für einen Monat zu All Japan. Ich hatte Matches gegen Kobashi, Kowada, Taue und Akiyama und andere. Während dieser Tour habe ich auch viele Male mit Vader in Japan zusammengearbeitet. Danach wurde ich von der WWE entlassen.
PW: Das war für mich damals ein großer Fehler der WWE. Kommen wir aber nun zur Gegenwart. TNA hat erst kürzlich bekannt gegeben, dass du auch weiterhin ein Teil der Promotion sein wirst. Wie kam es zur Verlängerung, nachdem es erst nicht klappen wollte?
PCO: Verhandlungen brauchen Zeit und es ist wichtig, auf beiden Seiten der Verhandlung geduldig zu sein. An einem Punkt hatte ich das Gefühl, okay, jetzt habe ich nur noch zwei PPVs, um das persönlich zu verhandeln – was immer das Beste ist. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings viel los, da ich ein anderes Angebot von einer anderen Wrestling Promotion erhielt, die einen nationalen TV-Vertrag hat. Also entschied ich mich da ich das Gefühl hatte, dass jetzt vielleicht die Zeit für mich gekommen ist. Also sagte ich, dass ich am Ende meines Vertrages raus bin. Schließlich wurde die neue Ära von TNA eingeläutet und die Verhandlungen wurden wieder aufgenommen und es war einfach unmöglich, das Angebot abzulehnen. Ich wusste sofort, dass dies der Ort war, an dem ich 2024 sein möchte.
PW: Das finde ich großartig, dass du weiterhin ein Teil von TNA sein wirst. Wie findest du es, dass IMPACT zu den Wurzeln zurückkehrt, und sich wieder TNA nennt?
PCO: Ich fühle mich so gut dabei, dass TNA als Brand zurückkommt und IMPACT Wrestling die Show wie Raw oder Smackdown ist. Für mich ist das ein klarer Fall, denn die Geschichte von TNA ist so spektakulär und historisch, wie die von Hulk Hogan, Rowdy Piper, Road Warriors, Steiner Brothers, Team 3D, Ric Flair etc. Die Nostalgie, die Glaubwürdigkeit ist beispiellos, ich war so aufgeregt, das erste Signing der neuen goldenen Ära von TNA Wrestling zu sein und es brach das Internet, als die News herauskam!
PW: Du warst vor deiner Zeit bei IMPACT/TNA Teil des alten Ring of Honor. Kann man sagen, dass es deine beste Zeit im Wrestling war? Du wurdest dort immerhin ROH World Champion, und dass im Alter von über 50 Jahren.
PCO: Ring Of Honor unter der Sinclair Broadcast Group war bis dahin meine beste und produktivste Zeit im Wrestling-Business. Zuerst war ich Teil von Villain Enterprises, das Debüt mit dem „Villain“ selbst, Marty Scurll und Brody King war phänomenal. Ich persönlich denke, dass wir wirklich eine der fünf besten Stables aller Zeiten in der gesamten Wrestling-Industrie waren. Wir wurden ROH World Six Man Tag Champs im Jahr 2019. Ich und Brody King wurden ROH und NWA World Tag Team Champions und die prestigeträchtigen Crockett Cup Champions ebenfalls in Baltimore Maryland im UMBC Center am Freitag, den 13. Dezember 2019. Mit meinem Schöpfer D.Destro, dem wissenschaftlichen Doktor der seine Kreatur, sein Monster mit der Elektrizität wiederbelebt hat. PCO (Perfect Creation One) auch bekannt als The French Canadian Frankenstein mit meinem Schöpfer an meiner Seite wurde ich der älteste ROH Heavyweight World Champion der Geschichte jeder ROH Ära. Ich war 17 Tage davon entfernt, 52 Jahre alt zu werden. Das war mein produktivstes Jahr aller Zeiten.
PW: Wusste ich es doch, dass dies wirklich deine beste Zeit war. Und ich fand das Stable richtig stark. Aber machen wir mal weiter. Du bist jetzt Mitte 50, und zeigst im Ring immer noch spektakuläre High-Risk Manöver. Zudem steckst du in deinen meisten Matches harte Bumps auf dem Ring Apron unter anderem ein. Das tut einem ja schon beim Zuschauen weh. Wie geht es dir nach deinen Matches?
PCO: In all meinen Matches bekomme ich immer die Chants : He’s Not Human, weil ich immer verrückte Sachen mache. Es ist mir auch egal, meinen Körper als Waffe zu benutzen, selbst wenn es mir dabei weh tut, solange ich meine Matches gewinne. Ich fühle nicht viel Schmerz nach meinen Auftritten, weil ich jeden Tag auf mich achte, was ich esse und trinke, was ich lese und sehe und wie ich trainiere. Ich trinke keinen Alkohol, gehe nicht aus und mache keine Partys. Mein ganzes Leben ist meiner Wrestling-Karriere und meiner Familie gewidmet und das ist alles.
PW: Da achtest du aber sehr auf dich, und deiner Karriere, sehr professionell. Kommen wir zur letzten Frage. Wie lange hast du noch vor, in den Ring zu steigen?
PCO: Nun, Sting ist mit 64 Jahren immer noch einer der Besten und es ist gut, wenn er in den Ruhestand geht. Es wird einen Monat vor seinem 65. Geburtstag sein. In meinem Fall geht es nur um Leistung. Ich möchte TNA World Champion werden und ich möchte ein großartiges Jahr mit meinem Schöpfer D.Destro erleben. Wir haben ein gemeinsames Ziel, ich als Profi-Wrestler und D.Destro als Manager. Wir haben ein Ziel, das fast unmöglich erscheint, aber wir wissen, dass wir das Unmögliche schaffen können, denn wir haben es schon einmal geschafft! Wir trainieren zusammen, wir sind beste Freunde geworden und wir sind beide diszipliniert und konzentrieren uns auf unsere Ziele. Wenn die Mission erfüllt ist, ist es fast an der Zeit, an andere unmögliche Ziele zu denken, die wir erreichen wollen!
PW: Dann bedanke ich mich nochmal bei dir für deine Zeit, und wünsche dir noch ein paar tolle Jahre und viel Erfolg im Ring.
Das Interview führte Martin Mahony
Das Interview erschien in der Power Wrestling Ausgabe 01/2024





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