
Power Wrestling führte ein Interview mit dem „Most Hated Man in Europe“, dem damaligen PROGRESS World Champion Spike Trivet. Wir sprachen über seine Anfänge, seinen Aufstieg, die Inspiration zu seinem Gimmick, seine Fehde mit Cara Noir und vieles mehr.
Dieses Interview wurde zuerst in der Ausgabe 06-23 des Power-Wrestling-Magazins veröffentlicht.
PW: Hallo Spike und danke erstmal, dass du dir die Zeit für ein Interview mit uns genommen hast. Ich würde sagen wir stürzen uns mal direkt ins Abenteuer.
Du hast deine Wrestling-Karriere 2016 begonnen und, wenn ich richtig recherchiert habe, direkt dein erstes Match für PROGRESS Wrestling bestritten. Kannst du unseren Lesern erzählen, wie es dazu kam, dass du Wrestler werden wolltest, wie du dein Training begonnen hast und wie du dann bei PROGRESS gestartet bist?
Spike Trivet: Deine Recherchen sind korrekt. Ich wollte schon immer Wrestler werden. Als Junge habe ich Wrestling geliebt, vor allem die Schurken. Ich habe die Bösewichte nicht unbedingt geliebt, eigentlich habe ich sie gehasst, aber ich habe sie einfach mehr gehasst als die Babyfaces. Als ich jung war, war Wrestling diese Sache, die die Großen in Amerika machten, und es schien so weit weg zu sein. Deshalb habe ich nie wirklich geglaubt, dass es möglich ist. Also habe ich es sein lassen, um mich anderen Dingen zu widmen. Es hat mich aber nie wirklich losgelassen. Ich habe das Wrestling immer geliebt und mich mit anderen über das Wrestling verbunden. 2016 beschloss ich dann, dass ich nicht mehr so lange warten kann, um mein Leben so zu leben, wie ich es möchte. Ich habe nach Wrestling-Schulen gegoogelt, und die Schule von PROGRESS – „The Projo“ – wie sie genannt wurde gefunden, die nur 15 Minuten von mir entfernt war. Ich besuchte einen Kurs und verliebte mich aufs Neue. Der Rest wird Geschichte sein.
PW: Diese kurze Entfernung hat dir deinen Start mit Sicherheit begünstigt. Zudem begann das europäische Wrestling in dieser Zeit auch ordentlich zu wachsen. Dieser Wachstum wurde dann durch Corona ausgebremst. Nach der Corona-Pandemie bedingten Pause von PROGRESS Wrestling bist du richtig durchgestartet und wurdest sehr schnell zu einer Säule und einer der Hauptattraktionen dort. Es war deutlich zu sehen, dass du hart an dir gearbeitet hast. Es schien auch, als hättest du deine Einstellung verdoppelt. Was hast du während der Auszeit gemacht, dass du mit einem solchen Paukenschlag in den Ring zurückgekehrt bist?
Spike Trivet: Wie für viele andere Menschen auf der Welt waren die 18 Monate bzw. 2 Jahre der Covid 19-Pandemie die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich habe persönlich eine Menge durchgemacht und bin ehrlich gesagt traurig und wütend aus dieser Zeit herausgekommen. Vor allem wütend. Und als ich zurückkehrte, hatte ich nicht das Gefühl, dass es ein Knall war. Ich hatte das Gefühl, dass ich noch eine Menge zu beweisen hatte. In vielerlei Hinsicht tue ich das immer noch. Und das machte mich noch wütender. Alles, was ich getan habe, war, immer wütender zu werden und das zu nutzen, um meine Kreativität und meine Geschichten in Richtung eines dunkleren Ortes und einer dunkleren Figur zu lenken. Und wie sich herausstellte, war es genau das, was PROGRESS und der britischen Wrestling-Industrie fehlte. Ich hatte Glück.

PW: Ja ich denke Corona hat jeden von uns wütend gemacht. Es ist schon cool zu sehen, dass du diese negative Energie für dich nutzen- und in so etwas positvies umwandeln konntest. Du bist mit mit der Rolle des reichen, arroganten Bösewichts der für die konservative Politik in England steht zurückgekehrt und hast dieses Gimmick nun mit „The Vulture“ zu dem meistgehassten Mann in Europa überführt, den das Publikum von ganzen Herzen zu hassen scheint (lacht). Woher nimmst du deine Inspirationen für diese Rolle und wer sind deine Vorbilder im Wrestling oder sogar außerhalb der Wrestling-Bubble?
Spike Trivet: Ich habe nicht wirklich etwas getan, was meine politische Zugehörigkeit zum Ausdruck bringt. Ich habe definitiv als reicher und arroganter Mann angefangen und die britischen Fans haben mich als Konservativen abgestempelt. Ich habe das einfach so hingenommen, denn das war es, was sie ärgerte. Aber jetzt bin ich „The Vulture“, und diese Rolle entwickelt sich in eine komplett andere Richtung. Meine Inspiration für die Dinge, die ich tue, kommt sehr selten aus der Wrestling-Blase. Es sind eher Momente und Figuren aus Filmen, Büchern oder gar der Gesichtsausdruck von jemandem. Die Art und Weise, wie jemand in einem Film stirbt. Die Worte eines Philosophen. Ich denke ich habe vermutlich von jedem Bösewicht eines großen Filmes, einer Serie oder sogar eines Buches etwas geklaut.
PW: Ich denke das sind die besten Inspirationen und unbewusst klaut wohl jeder irgendwo. Wenn man dem ganzen dann noch seinen eigenen Stempel aufdrückt und dadurch einen völlig neuen Charakter schafft finde ich das auch vollkommen in Ordnung. In diesem Zusammenhang würde mich auch interessieren wie viel von deiner privaten Persönlichkeit ein Teil deines Ring-Charakters ist?

Spike Trivet: Ich kann dramatisch sein, ich kann unsicher sein, ich kann manchmal boshaft sein. Oder zumindest diese Charakterzüge haben und sie nicht ausleben. Aber es fällt mir nicht schwer, mir vorzustellen, dass ich in einer bestimmten Situation etwas Bestimmtes tue. Sogar einige der düsteren Dinge. Ich stelle mir einfach vor, dass ich mich in dieser Situation befinde, und dann habe ich Lust, es zu tun. Die offene Vorstellungskraft dafür und die Fähigkeit, sich verletzlich zu machen – das ist die Lösung.
PW: Wie heißt es noch so schön: „wenn du dir etwas vorstellen kannst, kannst du es auch tun“. Wahre Worte. Kommen wir mal auf deinen Aufstieg zum PROGRESS World Champion zu sprechen. Im August letzten Jahres hast du zunächst ein Thunderbastard Match bei „PROGRESS Chapter 136: 24/ 7“ gewonnen und wurdest damit zum #1 Contender auf den Titel. Am Ende des Monats hast du dann deine Chance nutzen können und den Titel bei „PROGRESS Chapter 139: Warriors come out to play“ gegen Big Damo, den früheren WWE-Superstar Killian Dain gewonnen. Wie hat es sich angefühlt, diesen Titel von einem so großen Namen zu gewinnen und dann anschließend PROGRESS deinen eigenen Stempel aufzudrücken und wie bist du mit diesem Druck umgegangen?
Spike Trivet: Nun, es ist mir sicherlich nicht entgangen, dass ein Mann mit seinem Hintergrund, aber auch ein so respektierter Mann hinter der Bühne, das für mich getan hat. Das gibt einem das Gefühl, dass man vielleicht genau die richtige Person ist. Damo ist sehr großzügig mit seiner Zeit und seinem Wissen. Es war sicherlich ein guter Ausgangspunkt, aber letztendlich liegt es an mir. Ich muss es zum Laufen bringen. Und ich denke, ich kann mit dem Druck umgehen, weil ich einfach weiß, dass ich es schaffen muss. Ich muss das tun, was ich zu einem bestimmten Zeitpunkt für richtig halte, ich muss meinem Bauchgefühl folgen, und wenn es nicht die richtige Entscheidung ist, dann muss ich dazu stehen, daraus lernen und weitermachen. Wenn ich das nicht tue bleibt nur der Zusammenbruch, und das ist einfach keine Option.
PW: Das klingt nach einer gesunden und sehr motivierten Einstellung. Generell hast du im vergangenen Jahr neben Big Damo mit einigen großen Namen im Ring gestanden und konntest deinen Titel unter anderem erfolgreich gegen Jonathan Gresham verteidigen. Das große Programm mit Tom Dawkins alias Cara Noir hat sicherlich dazu beigetragen, PROGRESS wieder auf die Landkarte zu bringen. Was waren deine persönlichen Highlights in den letzten 12 Monaten und warum?
Spike Trivet: Das Programm mit Cara Noir war mit Sicherheit das Highlight meiner bisherigen Karriere. Er ist der größte Rivale mit dem ich bisher in den Ring gestiegen bin. Hervorheben muss ich hier das „I Quit“-Match damals. Dieser Moment als ich im Ring stand, nachdem er „I Quit“ gesagt-, sein Gimmick übernommen hatte und die Fans mich mit Müll bewarfen war einfach großartig. Ebenso auch unser Match bei Chapter 150, wo er dann sein Gimmick zurückgewonnen hat. Das war einfach fantastisch!

Es gab noch weitere Höhepunkte für mich: Die Fehde mit ‚Drilla‘ Dan Moloney ist etwas, auf das ich sehr stolz bin. Zwei Matches und ein Gesprächssegment, das man online finden kann. Ich denke, das war ein Beispiel für gutes Business.
Resurgence Champion zu werden ist ein weiteres. Allgemein ist Wrestling Resurgence eine Promotion die einfach Spaß macht.
Die Arbeit, die ich für Riot Cabaret Pro Wrestling abgeliefert habe, war ebenfalls ein Highlight.
Bei dem Kollabo-Event von PROGRESS und WrestleFest DXB„Sons & Daughters of the Desert“ gegen Axel Tischer in Dubai zu wrestlen ist ein weiteres Beispiel. Ich bin sehr daran interessiert, das Ganze in Großbritannien wieder aufleben zu lassen.
PW: Auf das Programm gerade das Programm mit Cara Noir kannst du wirklich stolz sein. Für mich ein absolutes Pflichtprogramm für jeden Wrestlingfan. Das war mit das Beste Programm überhaupt der vergangenen Jahre. Ein großes Programm gegen Axel Tischer wäre mit Sicherheit auch absolut sehenswert. Allgemein hast du durch deine angesprochenen Höhepunkt mit Sicherheit deinen Namen auf der Wrestlinglandkarte platziert. Du bringst eine Menge Persönlichkeit mit, hast eine Menge Charisma, lieferst eine starke Arbeit am Mikrofon ab und fällst schon auf, bevor du den Ring betrittst. Mit dem, was du in den letzten Monaten bei PROGRESS gemacht hast, und vor allem mit deiner erstklassigen Promoarbeit, hast du mit Sicherheit die Aufmerksamkeit von WWE auf dich gezogen. Wurdest du bereits vom Marktführer bezüglich NXT Europe kontaktiert und könntest du dir vorstellen, in Zukunft ein Teil dieser Marke zu sein?
Spike Trivet: Ob es schon Gespräche mit großen Firmen gab, kann ich im Moment leider nicht sagen. Aber natürlich kann ich mir vorstellen, Teil jeder großen Marke zu werden. Ich glaube, dass das, was ich mitbringe, eine Bereicherung für jedes Wrestling-Produkt an jeder Stelle der Card wäre.
PW: Ganz ohne zweifel. Okay, ich werde hier mal nicht weiter nachhaken. Rund um wXw 16 Carat Gold 2023 warst du auch Teil des wXwNOW & Friends Showcase 2023. Gibt es eine Möglichkeit für die deutschen Fans, dich in Zukunft auch hierzulande öfter im Ring zu sehen? Vor allem bei wXw?
Spiket Trivet: Das steht auf jeden Fall auf meiner To-Do-Liste. Ich bin offen dafür, überall hinzugehen, gegen jeden zu kämpfen und einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Das europäische Wrestling scheint gerade zu brennen.
PW: Jap, das europäische Wrestling brennt tatsächlich aktuell! Wie sieht es denn mit Wrestling in deiner Freizeit aus? Verfolgst du die aktuellen Wrestling-Promotions und wenn ja, was reizt dich im Moment am meisten?
Spike Trivet: Da muss ich einfach die „Bloodline“-Storyline und alle, die daran beteiligt sind erwähnen. Gute, langfristige Geschichten sind selten. Ich denke, Codys wahre Lebensgeschichte, nachdem er die WWE verlassen hat, ist extrem inspirierend. Genauso wie die von Kevin Owens und Sami Zayn. Man merkt, dass WrestleMania gerade erst stattgefunden hat, oder (lacht)? Ich liebe eine gute Geschichte, egal wo sie spielt.
PW: Das unterschreibe ich so. Wir sind fast am Ende angelangt. Gibt es noch etwas, das du unseren Lesern abschließend mit auf den Weg geben möchtest?
Spike Trivet: Gute Dinge kommen zu denen, die warten. Das Gras auf der anderen Seite ist nicht immer grüner. Behandele andere so, als wüssten sie etwas, was Sie nicht wissen. Auch das wird vorübergehen. Ich bin „The Vulture“ Spike Trivet und für den Moment sage ich: „Du wirst wiederkommen!“.
PW: Besser hätte man es nicht sagen können. Vielen Dank für das Interview und wünsche dir für deine weitere Zukunft alles Gute.
Das Interview führte Marc Brincks







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