*ursprüngliche Veröffentlichung im PW-Magazin: 2016*

WrestleMania ist immer eine Reise wert. Besonders, wenn es in sehr
schöne, attraktive Städte geht. Wie der Zufall, die Fügung oder wer auch immer es beeinflusste, war ich 2006 in Chicago, Illinois, und 1996 im kalifornischen Anaheim dabei (unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht). Genau genommen war in Chicago mit Christian (Bruns) und Marcus (Holzer) fast die gesamte damalige Redaktion vor Ort.

War es doch auch eine besondere Veranstaltung, vor allem die Hall of Fame: Denn es ist jetzt schon 18 Jahre her, dass Bret Hart in die Ruhmeshalle der WWE aufgenommen wurde! Doch nicht nur deswegen lohnte sich der Flug nach Chicago. Denn die ehemals von Al Capone beherrschte Stadt entwickelte sich zu einer der schönsten Metropolen in den USA. Den Stadtverantwortlichen ist eine hervorragende Symbiose von alt und neu gelungen. Die hypermodernen Teile passen sich sehr gut in die zum Teil sehr alten Häuserfassaden ein und stellen, wie etwa in Düsseldorf, keinen Stilbruch dar.

Die Skyline von Chicago, Illinois. (c) brittanica.com

Genau genommen fand WrestleMania 22 gar nicht in Chicago statt, sondern in der Nachbargemeinde Rosemont. Da die Stadtgrenzen aber
fließend sind, wird zumeist von Chicago als Veranstaltungsort geredet.
Da Bret, wie bereits oben geschrieben, in die Hall of Fame aufgenommen wurde, trafen wir uns mit ihm zwei, drei Tage vor der Veranstaltung und sprachen über die beiden Veranstaltungen. Der Hitman stellte klar, dass er bei seiner HoF-Rede offen sprechen werde und keine Redeverbote zu bestimmten Themen akzeptieren werde – und das machte er dann auch (und überzog die ihm vorgegebene Redezeit). Wobei sein Statement insgesamt aber doch auch sehr WWE-freundlich war (das soll jetzt kein Vorwurf sein, sondern nur eine Feststellung), aus Brets Sicht auch durchaus verständlich.

Bret „Hitman“ Hart bei seiner Hall-of-Fame-Einführung 2006. (c) WWE

Bei WM selbst waren wir froh, dass wir im Hotel gegenüber der Halle,
dem Rosemont Horizon, wohnten, denn das Wetter war an diesem
Abend sehr ungemütlich. Aus der Show selbst stachen für mich zwei
Matches heraus: Das Money In The Bank Ladder Match (Rob Van
Dam besiegte Bobby Lashley, Finlay, Matt Hardy, Ric Flair und Shelton
Benjamin in 12:31 Minuten) sowie das Hardcore Match (Edge besiegte Mick Foley in 14:36 Minuten). Ansonsten
fand ich die Veranstaltung insgesamt sehr unterhaltend mit fast
durchweg guten Kämpfen.

Der legendäre Spear von Edge (l) gegen Mick Foley durch einen brennenden Tisch im Hardcore-Match bei WrestleMania 22. (c) WWE

Schwärmte ich schon von Chicago, so ist das nahe Los Angeles
gelegene Anaheim aber nochmals eine Stufe schöner. Kalifornien ist
ohnehin ein landschaftlich wunderschöner Staat, und Ende März sind
auch die Temperaturen noch sehr gut auszuhalten (im Sommer wird es
oftmals über 40 Grad heiß). Anaheim ist zudem die Heimat von vielen
Unterhaltungsparks, wie etwa Disneyland oder das ebenfalls sehr zu
empfehlende Strawberry Fields. Da ich mit einer kanadischen Freundin
dort war, erkundigten wir mehrere dieser Parks natürlich und machten
uns eine schöne Zeit.

Das Disney-Land in Anaheim beleuchtet bei Nacht. (c) Disney

Die Show selber fand ich allerdings nur mittelmäßig, wobei ein Match
natürlich heraus ragte: Und zwar das WWF World Heavyweight Title 60
Minute Iron Man Match (Shawn Michaels (w/Jose Lothario) besiegte Bret Hart in 61:52 Minuten und wurde neuer Champion; nach Ablauf der 60 Minuten hatte es noch keinen Pinfall gegeben, so dass es eine Verlängerung gab). Obwohl dieser Kampf heute als einer der Klassiker überhaupt gilt, muss ich gestehen, dass ich vor Ort nicht so begeistert war, weil sich das ganze für mich zu sehr hinzog und die Entwicklung zum Teil doch sehr absehbar war.

Ringrichter Earl Hebner erklärte Bret Hart und Shawn Michaels vor ihrem Iron-Man-Match noch einmal ausführlich die Regeln. (c) WWE

Gut fand ich das Match zwischen Diesel und dem Undertaker, das
letzterer in 16:46 Minuten gewann. Und heute kaum vorstellbar: Der
Ultimate Warrior vernichtete Triple H, der Sable an seiner Seite hatte, in
einem Squash in nur 1:36 Minuten. Ansonsten war die Show Mittelmaß. 1996 fand die Hall of Fame nicht vor WrestleMania statt, sondern
vielmehr einen Tag vor den Survivor Series am 16. November in New
York.

Ebenfalls bei WrestleMania 12: Der Ultimate Warrior wird von Triple H (damals noch „Hunter Hearst Helmsley“) mit einem Whip-In in die Seile geschickt. (c) WWE

Kleine Episode am Rande von WM: Damals gab es zwischen den WWE
und mir paar Streitigkeiten, da mir die WWE zu Unrecht (!) vorwarf, ich
würde illegales Merchandise von Bret Hart verkaufen (wie sich später
herausstellte, basierte das auf einem „Scherz“ von Bruce Hart, der sich
verselbständigte). So kam es dann zu einer Unterhaltung von zwei oder drei recht hochrangigen WWE-Offiziellen in Schlips und Anzug mit einem Wolfgang Stach, der salopp in kurze Hose und Disneyland-T-Shirt gekleidet war. Muss sicherlich sehr lustig anzusehen gewesen sein. Jedenfalls wurde die Angelegenheit geklärt und ad acta gelegt.

WrestleMania ist wirklich immer eine Reise wert – vor allem, wenn man
die ja recht lange Reise dort hin mit ein paar Tagen Sightseeing verbringt. Denn die USA sind landschaftlich (einschließlich der Städte, Ausnahme Detroit) wirklich ein wunderschönes Land mit in der Regel
sehr netten Leuten.

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